Der Wassersektor in der Ukraine ist ebenso wie andere Sektoren stark angegriffen. Besonders im Osten, Norden und Süden der Ukraine. Viele Objekte der Wasserinfrastruktur sind durch Raketenangriffe beschädigt. Jetzt haben zum Beispiel die Menschen in Mykolajiw (eine riesige Stadt mit etwa einer halben Million Einwohnern) keine zentrale Wasserversorgung mehr, weil die Hauptwasserleitung von der russischen Armee zerstört wurde und diese jetzt das Gebiet besetzen. Es ist eine humanitäre Katastrophe. Gleiches gilt für die Stadt Mariupol, die schon seit langem besetzt ist. Außerdem haben viele Städte dort Probleme mit der Stromversorgung. Generatoren funktionieren nicht, die Menschen wenigstens mit etwas Wasser versorgen könnten.
Sogar hier in Lwiw, das mehr oder weniger sicher ist, haben wir einige Probleme mit der Wasserversorgung. Eine unserer Hauptpumpstationen befindet sich in der Nähe einer Fabrik, die von 3 russischen Raketen angegriffen wurde. Aufgrund des Spannungsstoßes fielen sowohl der Frequenzumrichter als auch der Elektromotor aus. Deshalb müssen wir diese jetzt ersetzen.
Eine weitere Herausforderung in Lwiw: Es sind mehr als 300.000 Binnenflüchtlinge angekommen, die ebenfalls mit Wasser versorgt werden müssen und das Abwassersystem beanspruchen. Wir heißen diese Menschen, die vor grausamen Krieg in ihren Städten geflohen sind, willkommen und geben alles was wir können.
Wie ich bereits sagte, sind die größten Städte ohne Wasser Mykolajiw und Mariupol. Teilweise ohne Wasserversorgung sind Charkiw und Sumy. Jetzt sind es also ungefähr 1 Million Menschen.
Volodymyr Bilynskyy ist Elektroingenieur und stellv. technischer Direktor der Stadtwerke Lwiw (dt.: Lemberg). Als Ansprechpartner vor Ort koordiniert er die Hilfe und organisiert den Wiederaufbau der Wasserversorgung. Bilynskyy spricht fließend Englisch und war 2017 für mehrere Monate in Deutschland.
In Lwiw arbeiten wir wie gewohnt. Im Moment haben wir keine Probleme mit den Wassernetzen, die mit Raketenangriffen in Verbindung gebracht werden könnten. Aber ich weiß zum Beispiel, dass in Irpin (einer Stadt in der Nähe von Kiew), die fast 30 Tage lang besetzt war, die Wasserzufuhr und das Wassernetz durch die Bombardierung zerstört wurde. Dort wird jetzt ein neues Wassernetz gebaut, um Wasser aus Kiew zu bekommen. Da ihre Fahrzeuge zerstört wurden, haben sie keine Möglichkeit, solche Arbeiten selbst durchzuführen. Deshalb übernehmen Teams von Kyivvodokanal und Zhytomyrvodokanal diese Arbeit.
Die Gefahr während der Reparaturarbeiten hängt von der Stadt ab. Bei Städten, die besetzt waren und nun geräumt werden (z.B. Bucha, Irpin oder Gostomel), besteht die größte Gefahr darin, auf Minen zu treten, die russische Truppen bei der Flucht aus diesen Städten hinterlassen haben. Wenn wir über Städte sprechen, die jetzt täglich angegriffen werden (Charkiw, Mykolajiw, Odessa), besteht die größte Gefahr darin, von russischen Bomben oder Raketen getroffen zu werden. Sie bombardieren überall: Infrastruktur, Gebäude…
Das hängt auch von der Stadt ab. Viele Wodokanäle haben Probleme mit der Stromversorgung, wir brauchen Generatoren, um den Menschen wenigstens eine gewisse Menge Wasser geben zu können. Um die Generatoren zu starten und Stromspitzen zu vermeiden, brauchen wir Frequenzumrichter für die Motoren. Außerdem benötigen wir Arbeitsgeräte, Pumpen (auch für Wasser und Abwasser), elektrische Geräte (Kabel, Unterbrecher für den Anschluss beschädigter Geräte). Ansonsten brauchen wir Reagenzien für die Wasserreinigung und -desinfektion. Taschenlampen und Akku-Werkzeuge benötigen wir ebenfalls.
Was den Lvivvodokanal anbelangt, brauchen wir Autos. Unsere Fahrzeuge, die unsere Reparaturteams verwenden, sind meist alte sowjetische Autos. Jetzt haben wir ein Problem mit Ersatzteilen, um sie zu reparieren, weil sie hauptsächlich aus Russland geliefert wurden. Daher wären wir für jedes Fahrzeug, das wir für unsere Arbeit verwenden können, sehr dankbar. Es können Mikrobusse, Frachtautos, Autos für die hydrodynamische Spülung von Abwassernetzen, Wasserlastwagen, Bagger, Gabelstapler 3-5 t, Lastwagen für den Transport von langen Rohren von 13 m Länge usw. sein.
Wir brauchen auch Wasserfahrzeuge für den Transport und die Verteilung von Wasser, um den Bedarf der Einwohner zu decken – insbesondere in Notfällen. Außerdem brauchen wir Werkzeuge, um Reparaturarbeiten durchführen zu können.
Wir sind wirklich beeindruckt von der Hilfe und den Anstrengungen, die die Deutschen unternehmen. Ich bin Herrn Thyen persönlich sehr dankbar, der so großartige Arbeit leistet. Möge Gott alle Menschen guten Willens in Deutschland segnen. Gemeinsam mit Ihnen werden wir diesen Krieg gewinnen! Sie geben uns Hoffnung auf ein besseres Leben in einem freien und sicheren Land!
Sie können Wasser für die Ukraine über dringend benötigte Geräte, Maschinen und Werkzeuge unterstützen. Für Geldspenden hat die Initiative ein Hilfe-Konto eingerichtet.
Die Gelder werden 1:1 für den Kauf von technischem Gerät für den Wiederaufbau der zerstörten Wasserversorgung in der Ukraine eingesetzt.
Kontakt über: water4ukraine@komm-passion.de